Céline Brunko (*1987) lebt und arbeitet in Zürich. Die Künstlerin hat Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste und Bildende Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel studiert. Ihre Video-, Audio- und objektbasierten Arbeiten befassen sich hauptsächlich mit Themen wie Architektur, Landnutzung, Bergbau und neuer Materialität. In ihrer Arbeit verwendet sie spekulative Erzählungen als Methode, um ein mögliches Zukunftsszenario zu entwerfen.
Ihre Arbeiten wurden unter anderem im MAKCenter Los Angeles, US; Haus Konstruktiv Zürich, CH; Kunsthalle Winterthur, CH; Helmhaus Zürich, CH; Photoforum PasquArt, Biel, CH; Schaulager, Basel, CH; Kunsthaus Baselland, CH; Kunstraum Kreuzlingen, CH; Heiligenkreuzerhof, Wien, AT; "re|vision" European Experimental Film Festival at MIT, Cambridge, MA/US; Fondazione Fotografia Modena, IT präsentiert. Neben ihrer Ausstellungspraxis ist sie seit 2016 Teil eines architektonischen Forschungsprojekts in Chisinau, Moldawien, und hatte die Möglichkeit, an einem interdisziplinären Projekt an der Universität von Toronto zu arbeiten.
Céline Brunkos Arbeit wurde unteranderem mit dem internationalen MAK Artists and Architects-in-Residence Program ausgezeichnet.
Forms of Representation
Rechercheprojekt in Chişinău, Republik Moldau, 2016 - heute
Céline Brunko in Zusammenarbeit mit Moritz Holenstein (Architekt)
Installation bestehend aus HD-Video mit Sound, rotem Vorhang, roter Neon-Röhre, Video «Ala Kirichenko» HD-Video 6.17min, Farbe; Sounddesign: Janick Zumofen
Ala Kirichenko, die heute über 80-jährige Architektin, fragt uns überrascht: „Wieso Moldawien? Wieso seid ihr an Moldawien interessiert? Wieso soll irgendwer an Moldawien interessiert sein? Ihr hättet in der Sowjetzeit kommen sollen! Damals war Moldawien ein schönes Land.“ [...]
Nach ihrem Studium in Moskau wurde die ursprünglich aus der Region der heutigen Ukraine stammenden jungen Architektin nach Chişinău gesandt. In der Hauptstadt der heutigen Republik Moldau entstand eine Art Musterstadt nach den Idealen der Sowjetunion, welche Entwicklung Ala Kirichenko massgeblich mitprägen konnte. Nebst Städtebaulichen Projekten, wie den Platten-Wohnbauten im Stadtteil Botanica, der Schnellstrasse zum Flughafen, dem Ministeriumsgebäude für Landwirtschaft, ist der der 1981 gebaute stationäre Staatszirkus ist eines der von ihren betreuten Projekten im stattlichen Planungsinstitut Moldgibpostroi. Stationäre Zirkusgebäude sind im postsowjetischen Raum weit verbreitet.
Durch die historisch geprägte Spannung zwischen der lokalen rumänisch orientierten Kultur und der Russischen ist das Land nach wie vor gespalten und in einer fortwährenden Identitätskrise. Von beiden Seiten wird die Krise instrumentalisiert. Diese Ambivalenz der politischen Ausrichtung zeichnet sich auch in der gebauten Umwelt von Chişinău ab.
Der aktuelle Krieg im Nachbarland Ukraine aktualisiert die Frage nach der kulturellen Distanzierung der Sowjetunion und einer stärkeren Orientierung hin zu einer eigenen Identität. Architektonisch ist der Staatszirkus von Chişinău mit der aussenliegenen Tragstruktur, welche an den moldawischen Volkstanz „Hora“ erinnert, ein Beispiel für eine Verschmelzung von Sowjetischer Moderne und lokaler Kultur.
Heute lebt und arbeitet Ala immer noch als Architektin, jedoch nun in einem kleinen privaten Büro, in Chişinău. Mit Video, Fotografie, Text, Interview und Archiv- und Planmaterial dokumentiert und kontextualisiert die Arbeit „Forms of Representation“ diesen aufgeladen Ort.
Es ist auch die Auseinandersetzung mit dem Spektakel und dessen Betrachtens. Die Arbeit beinhaltet einen kritischen Blick auf die Research-Praxis und betrachtet, welche Positionen dabei eingenommen werden. Es ist nebst einer Darstellung auch eine Auseinandersetzung von einer Schweizer Künstlerin und Architekten in einem Land, dass nur durch Geschichten und Bilder vermittelt wurde. Das gezeigte Werk im Kunstkasten, beinhaltet das Video „Ala Kirichenko“, welches einen Einblick in das Innere des Staatszirkus gibt – im Verlauf des Filmes löst sich die klare Zuordnung des Spektakels und deren ZuschauerInnen immer mehr auf.
Die Videoinstallation ist eingebettet in einem roten Vorhang – welcher symbolisch für den Eisernen Vorhang und die Sowjetunion steht – der aber auch zwischen Fiktion und Realität navigiert.