Maya Bringolf 1969 in Schaffhausen geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Von 1992 bis 2000 studierte sie an der Hochschule für Gestaltung in Zürich und an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Gerhard Berger und Ben Willikens.
In den künstlerischen Arbeiten von Maya Bringolf geht es oft um gesellschaftskritische Themen. Sie lotet die Verbindungen und Grenzen zwischen der Natur und kulturellen Themen mit poetischer Abstraktion aus. Bringolfs Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt, darunter im Kunst(ZEUG)Haus Rapperswil/Jona (2015 & 2016), im Kunsthaus Baselland (2008) und im Kunstmuseum Bern an der Gruppenausstellung «Meret’s Funken, Surrealismen in der zeitgenössischen Schweizer Kunst» (2012). Seid ihrem Abschluss im Jahr 2000 gewinnt sie mehrere Preise und Ausschreibungen wie zum Beispiel ein Atelierstipendium in Berlin im Jahr 2018 von der Stadt Zürich oder sie den eidgenössischen Preis für Kunst des Kunstkredit Baseö-Stadt. In ihrer künstlerischen Praxis befragt Maya oft Alltagsgegenstände auf ihre soziale und kulturelle Gebrauchsweisen und stellt diese durch einen Transformationsprozess mittels materieller Veränderungen in Frage. In diesem Transformationsprozess passiert auch noch etwas mehr: das Gegenständliche und bedeutungsgeladene Objekt wird zu einem sinnlichen Werk, das durch die Materialität und deren Veränderung einen neuen Bezug zum Raum oder der Umgebung schafft.
Kneader
Monoblockstühle sind uns allen aus dem öffentlichen Raum oder aus Gartenkneipen bekannt. Es ist ein globales Produkt, entweder als hässlich verpönt oder als Design-Ikone verklärt, wird der Stuhl bei uns gehasst oder geliebt. In südlichen Ländern sind die Stühle eher Symbol für westliche Produktion und Konsum. Diese Ambivalenz interessiert die Künstlerin und der Fakt, dass es ein billiges, auf der ganzen Welt zirkulierendes Plastikprodukt ist, das schnell wieder weggeworfen wird.
Die Skulpturen bestehen aus diesen weissen, geschmolzenen Monoblockstühlen, ergänzt mit Kies, Sand, Stahl und Farbgranulat. In einem langsamen Schmelzprozess in einem Keramikofen kollabieren die Stühle durch die Hitze. Die klebrige Masse wird mit den anderen Materialien zusammengeknetet (daher auch der Titel «Kneader», was soviel heisst wie «Kneter»). Zum Schluss werden Stahlrohre hineingebohrt oder die Masse wird um die Rohre herumgewickelt. Gleich danach erstarrt das Ganze in kaltem Wasser.
Die farbig, marmorierten Flächen mit dem Kies entstehen, wenn die erstarrte Masse mit einer Kreissäge aufgeschnitten wird. Sie scheinen sehr Verführerisches und haben eine Ästhetik, wogegen die restliche Oberfläche krud, schrundig und undefinierbar daherkommt. Es sind Körper, die an aufgebockte Pilze erinnern und sich zufällig gebildet haben.
Im kunstkasten kombiniere ich sie mit schwarz bemalten, aus Netzstrümpfen und Polyurethanschaum bestehenden «Strünken». Wie verkohlte Hölzer stehen diese kreuz und quer im Raum und bilden ein Gerüst, in dem die Skulpturen eingebunden sind. Die Installation lässt an eine modrige, verrottete Landschaft in einem Terrarium denken, bevölkert von einer seltsamen Spezies. Fremd erscheinen diese Wucherungen, die auf harten Stahlrohren stehen. Sind es Krücken oder Beine? Sie könnten unterirdisch miteinander verbunden sein.
Diese Landschaft bildet einen scharfen Kontrast zur urbanen, gebauten Umgebung in Winterthur. Im kunstkasten scheint ein völlig anderes Klima zu herrschen, feuchtwarm, tropisch. Was hier wuchert, kann nicht raus und von draussen kann nichts rein.
mayabringolf.ch