Reto Steiner ist kein gewöhnlicher Steinbildhauer – vielmehr experimentiert er mit dem Material, hinterfragt dessen Grenzen und verwandelt Stein in Bewegung. Seine Skulpturen entziehen sich der Erwartungshaltung, die mit ihrer Materie verknüpft ist: Sie wirken weich, leicht, beinahe flüchtig. In der Serie, die er im kunstkasten präsentiert, erweitert er durch das Zusammenspiel von Hitze, Zeit und formender Geste das klassische Handwerk um Zufall und Experiment – jedes Werk wird zum Echo eines Transformationsprozesses.
Steiner zeigt, dass Granit nicht nur für Massivität, Härte und Widerstand steht, sondern sich auch einer Dynamik öffnen kann. Durch Schleifen, Fräsen und Schmelzen unterwandert er die gewohnten Eigenschaften des Materials und entlockt ihm eine unerwartete Plastizität. Was gemeinhin als Inbegriff von Beständigkeit gilt, erscheint in seinen Werken geschmeidig, fast organisch.
Steiner setzt auf wiederverwendete Materialien. Seine Sockel bestehen aus rohen, unbehandelten Granitfragmenten, geborgen aus Deponien. Sie bilden einen bewussten Kontrast zu den geschmolzenen Oberflächen und lenken den Blick auf die Dualität des Materials: Dasselbe Gestein erscheint zugleich als wildes Produkt und geformte Masse, wodurch das scheinbar Unveränderliche eine fragile, prozesshafte Dimension erhält.
